Chancen und Risiken des Genome Editing

Im Unterschied zu bisherigen Verfahren funktioniert das Editieren von Genen mit der CRISPR/Cas 9-Methode deutlich eleganter, preiswerter und präziser. Diese "Gen-Schere" funktioniert bei Pflanzen, Tieren und Menschen. Wissenschaftler schwärmen und Unternehmen wittern ein Geschäft. Bei Gentechnik-Gegnern läuten die Alarmglocken. "Wenn man sich vor Augen führt, welche Herausforderungen auf uns zukommen, wundert man sich, dass es dazu noch keine intensivere Debatte gibt", so Prof. Dr. Peter Dabrock (Deutscher Ethikrat). Das sagen die Forscher und Naturwissenschaftlerinnen zum Thema, die auf unserer Tagung "Gentechnologie - reif für den Menschen?" am 25. November 2017 in Bad Boll referieren werden:

Das Bild zeigt ein Porträtbild.
Erika Feyerabend, Sozialwissenschaftlerin und Journalistin, BioSkop e. V., Essen (© privat)

Metaphern aus den Computerwelten bestimmen den öffentlichen Diskurs über die Molekularbiologie: Die DNA wird „umprogrammiert“ bzw. „neu geschrieben“, heißt es verharmlosend. Die Frage ist nicht nur, ob solche Bilder zutreffend sind, sondern auch, welchen politischen und ökonomischen Absichten sie dienen. Im Fall des Genome Editing dominieren Bilder, die problematische Ziele begünstigen: etwa einer gänzlich ökonomisierten Landwirtschaft oder den Traum, den perfekten Menschen zu schaffen. So formen sich unwidersprochen Selbstverständlichkeiten, die es zu überdenken lohnt.

Erika Feyerabend, Sozialwissenschaftlerin und Journalistin, BioSkop e. V., Essen

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AkadR Dr. Matthias Braun, Universität Erlangen (© Universität Erlangen-Nürnberg)

Biotechnologischen Neuerungen ist grundsätzlich eine schwer zu fassende Vagheit zu eigen. Eine solche Vagheit zeigt sich erstens  als eine Unsicherheit auf der Regulierungsebene, zweitens als ein zunehmend wankendes Vertrauen in wissenschaftliche Institutionen und drittens als eine fragile Offenheit gesellschaftlicher Entscheidungsfindung. Gleichwohl stellt sich die drängende Frage, wie eine verantwortliche und vertrauenswürdige Anwendung der neuen Technologien aussehen könnte.

AkadR Dr. Matthias Braun, Universität Erlangen

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Prof. Dr. Holger Puchta, Universität Karlsruhe (© privat)

Die CRIPSR/Cas Technologie beruht auf Prinzipien, die schon lange in der Landwirtschaft angewandt werden. Sie ist nur viel besser und kostengünstiger als alles bisher Dagewesene und ermöglich uns Pflanzen so zu verändern, dass wir uns den Herausforderungen der Landwirtschaft von morgen mit weltweiten Klimaveränderungen stellen können. Das Beste: die mit dieser Technologie hergestellten Pflanzen können wissenschaftlich nicht mehr von natürlichen Pflanzen unterschieden werden und stellen somit also auch kein größeres Risiko dar.

Prof. Dr. Holger Puchta, Universität Karlsruhe

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Bischof Dr. Martin Hein, Kassel (© Evangelische Kirche Kurhessen-Waldeck)

Somatische Gen-Therapien erzeugen möglicherweise vererbbare Eigenschaften, die im Rahmen einer Folgenabschätzung allerdings als in Kauf zu nehmende Risiken angesehen werden könnten. Beim „Genome Editing“ jedoch ist die Veränderung des Erbguts das erklärte Ziel. Eingriffe in die Keimbahn unterscheiden sich von allen anderen gentechnologischen Eingriffen darin, dass sie nicht allein auf ein Individuum bezogen sind, sondern auf die ganze Gattung. Als gattungsethisches, Generationen und Individuen übersteigendes Thema steht die Frage der Keimbahntherapie darum auf derselben Ebene wie z.B. die Themen Krieg, Raumfahrt oder Klimaschutz.

Bischof Dr. Martin Hein, Kassel