Kluft zwischen ökologischem Bewusstsein und täglichem Handeln bleibt bestehen

Bad Boll. „Gut – besser – nachhaltig. Wie geht´s?“ Mit dieser Frage haben sich an diesem Wochenende (24.-26.01.2014) rund 100 Tagungsteilnehmer in der Evangelischen Akademie Bad Boll beschäftigt. Ausgangspunkt waren die beiden Studien „Zukunftsfähiges Deutschland“, die der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gemeinsam mit dem Wuppertal Institut sowie den kirchlichen Hilfswerken Misereor, Brot für die Welt  und dem Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) 1997 und 2008 herausgegeben hatte.

„Das Wagnis der Studien hat sich gelohnt“, lautete das Resümee von Prof. Dr. Angelika Zahrnt. Die BUND-Ehrenvorsitzende, der auf der Tagung in Bad Boll das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen wurde, hob die Wirkung der „grünen Bibel“ – wie der „Spiegel“ die erste Studie genannt hatte – hervor: Sie habe wesentlich zur Verbreitung der Reduktionsziele und der ökologischen Leitbilder beigetragen. Die zweite Studie sei auch heute noch „ein Handbuch des Wissens mit hoher Aktualität“.

Eine der zentralen Fragen sei, wie dieses Wissen im Alltag umgesetzt werde. Denn obwohl bekannt ist, welche Folgen die zerstörerischen Lebensweisen haben, änderten die Menschen ihr Verhalten nicht konsequent. Die Kluft zwischen ökologischem Bewusstsein und dem alltäglichen Handeln bleibe bestehen. „Erfahrungen haben mein Bewusstsein in den 1960er verändert“, berichtete Bundesminister a. D. Erhard Eppler. Er betonte, dass die Bildung eines ökologischen Bewusstseins von unten nach oben erfolgen würde und nicht umgekehrt.

Der Sozialpsychologe Prof. Dr. Harald Welzer stellte die Frage, wie man von der expansiven Moderne in die reduktive Moderne kommen könne. Wie man den zivilisatorischen Standard – Demokratie, Freiheit, Rechtstaatlichkeit, die auch Gesundheit und Bildung gewähren – erhalten und dennoch das zugrunde liegende „Stoffwechselmodell“ ändern könne. Dieser Prozess sei ein soziales Projekt, so Welzer, in dem es um Verteilung und Gerechtigkeit gehe: Wer glaube, dass alles bleiben können wie bisher, nur grüner und nachhaltiger, der irre. „Es geht um die Deprivilegierung von Gruppen, die vorher privilegiert gewesen sind.“ Bei der Veränderung von gesellschaftlichen Verhältnissen spiele auch der Konflikt eine zentrale Rolle: „Man muss sich auf die Konflikthaftigkeit einstellen.“

Der evangelische Sozialethiker Prof. Dr. Torsten Meireis machte darauf aufmerksam, dass die Unterstützung der Kirchen für eine nachhaltige Lebensweise keineswegs selbstverständlich sei. In der Vergangenheit habe der Protestantismus für ein Mehr an Freiheit und Individualität gestanden. Damit daraus keine Verlängerung eines nicht mehr lebensdienlichen Kapitalismus entstehe, müsse deutlich gemacht werden, dass die göttliche Rechtfertigung des Menschen das Bewusstsein des Menschen verändere.

In naher Zukunft wird es zwar keine dritte Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ geben, aber die beteiligten Verbände und Kirchen wollen die laufenden Diskussions- und Umsetzungsprozesse weiterhin vorantreiben. Die Tagung war der Auftakt zu einer Reihe weiterer Veranstaltungen, die sich in den nächsten Jahren mit den Themen Ernährung, Mobilität, Stadtentwicklung und Energieversorgung beschäftigen wird.
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  • Pressemitteilung zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse an Prof. Dr. Angelika Zahrnt.


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