Corona und Klima   

Lässt sich aus der Corona-Krise für die Klimakatastrophe lernen?

Wenn man heißes Wasser eingießt, verschwindet Florida von der Weltkarte. Diese sehr spezielle Tasse gibt es in allen Souvenirläden in Miami Beach. Eine Warnung, das Klima darf nicht heißer werden, sonst werden weite Teile der Küstenregionen dieser Welt überflutet oder große Gebiete in Afrika, Asien, Australien oder Lateinamerika bei Temperaturen von über 40 Grad für Menschen unbewohnbar.

Ein Rückblick: Ab dem 31. Dezember 2019 lagen unter dem Stichwort: bat + coronavirus (Fledermaus und Coronavirus) bei PubMed alle wichtigen Daten im Blick auf die Gefährdung durch Corona vor. (PubMed ist die US-amerikanische Meta Datei mit Bezug auf den gesamten Bereich der biomedizinischen Artikel der nationalen Bibliothek der Vereinigten Staaten):

Seit 17 Jahren gibt es deutliche Warnungen, dass eine erneute Corona-Pandemie bevorsteht (nach SARS 2003 bzw. MERS 2012). 2015 hielt Bill Gates eine weit beachtete Rede mit dem Tenor: Die Welt sei auf die nächste Corona-Pandemie nicht vorbereitet. Im März 2019 wurde in der epidemiologischen Studie von Peng Zhou aus Wuhan geäußert, dass u.a. aufgrund der Biologie der Corona-Viren in den Fledermäusen (bat) in China vorausgesagt werden kann, dass es in Kürze eine erneute Corona-Pandemie geben und der Hotspot in China sein werde. Wer dann bis Ende Februar 2020 die einschlägigen Publikationen verfolgte, konnte wissen 1. was auf uns zukommt und 2. was zu tun ist.

Wie unterschiedlich die einzelnen Staaten dieser Welt darauf reagierten, erlebten wir in den letzten Monaten mit. Natürlich waren die Ausgangsbedingungen und Schutzmöglichkeiten der einzelnen Länder sehr unterschiedlich.

Zum Vergleich: Die Warnungen vor dem Klimawandel und der daraus folgenden Katastrophe für die Lebensbedingungen von Milliarden von Menschen auf diesem Planeten gibt es seit über 30 Jahren. Manche erinnern sich vielleicht noch an den eindrücklichen Film von Al Gore: „Die unbequeme Wahrheit“ (2006) und zahllose Publikationen, nicht zuletzt die regelmäßigen Publikationen des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change).

Viele Wissenschaftler, Publizisten und Politiker weisen in Bezug auf die aktuelle Pandemie daraufhin: Die Folgen des Klimawandels werden die Menschen um ein Vielfaches mehr bedrohen als Corona und viel mehr Tote fordern. Und viele vergleichen die beiden Krisen und sagen: hätten wir doch nur annähernd den Mut, weltweit Maßnahmen zu ergreifen, um den Klimawandel noch bestmöglich abzuschwächen, wie wir jetzt Milliarden einsetzen für das Gesundheitssystem und unsere Wirtschaft!

Beide Krisen bedrohen Menschen, erzeugen Angst und Schrecken. Beide Krisen fordern Menschenleben und verändern das menschliche Miteinander. Und in beiden Krisen stellt sich die Frage: wer verliert und wer gewinnt?

Corona kam für die allermeisten wie über Nacht. Es traf unsere Gesellschaften und die politisch Verantwortlichen unvorbereitet und oft ratlos – trotz der Warnungen von Bill Gates und durch die epidemiologische Studie von Peng Zhou etc.

Wie oft hören wir den Satz: Wir können nur auf Sicht fahren.

Ich finde es insgesamt gut, wie das in unserem föderal organisierten Staat zwischen Bundesregierung und Landesregierungen gelingt. Ich habe damit kein Problem, dass sich nicht alle verantwortlichen Akteure immer einig sind. Im Gegenteil, dies ist für mich ein Zeichen unserer lebendigen Demokratie. Und bisher sieht es doch so aus, dass wir im Vergleich zu vielen anderen Staaten tatsächlich auch auf einem guten Weg sind. Aber diese Krise stand so unmittelbar und bedrohlich vor uns, dass schnelles und entschiedenes Handeln gefordert war und erfolgt: Milliarden werden bewegt. Die Schuldenbremse wurde aufgehoben. Viele Berufsgruppen erhielten unkompliziert finanzielle Hilfe. Ich staune, was da alles in wenigen Wochen in großem Konsens möglich wurde.

Warum jedoch tun wir uns bei Maßnahmen für mehr Klimaschutz so schwer?

Für die meisten von uns, vor allem in den reichen Ländern, sind die Folgen kaum spürbar oder weit weg – räumlich und zeitlich. Es sind die Küstenstreifen in Asien oder Amerika, oder an der Nordsee, die überschwemmt werden. Es ist die nachfolgende Generation, die Probleme haben wird – da sind auch meine Kinder und Enkelkinder dabei und die leben schon. Und wenn ich noch 20 Jahre leben darf, dann werde ich es vermutlich auch noch deutlich erleben. Es fällt uns als Menschen sehr schwer, schon heute etwas Großes zu tun, dessen Auswirkungen wir erst in Jahren oder gar Jahrzehnten spüren werden. Deshalb sind wir immer noch zu wenig entschieden.

 Außerdem hätten diese Maßnahmen vermutlich deutliche Auswirkungen auf unseren derzeitigen Lebensstil: weniger Fliegen, weniger Fleisch, weniger Individualmobilität, und für viele weniger Konsum. Da mögen wir nicht so recht hinschauen. Und wie das in unserer Wirtschaft gehen könnte – wir wissen es nicht. Nur eins scheint mir völlig klar: Jetzt in dieser Zeit wieder die Automobilwirtschaft zu stützen, das ist falsch. Die Automobilwirtschaft hat Millionen von Verbraucher betrogen und ist so dreist zu erwarten, dass die Steuerzahler die Gewinne der Aktionäre und die Boni der Manager bezahlen.

In Notsituationen sind auf einmal viele Entscheidungen möglich und gigantische Geldmittel flüssig. Ein solches Notprogramm brauchen wir jetzt für die Abschwächung der Klimakatastrophe. Wir brauchen neue Impulse für unsere Wirtschaft und für die Mobilität, aber nicht für den Individualverkehr auf vier Rädern für nur eine Person von A nach B. Vielleicht können wir das aus der Corona-Krise lernen. Denn so geht es nicht weiter.

Dieser Kommentar basiert – neben vielen anderen Informationen – u.a. auf folgendem Artikel:

Prof. Dr. Paul Robert Vogt, COVID-19 – eine Zwischenbilanz oder eine Analyse der Moral, der medizinischen Fakten, sowie der aktuellen und zukünftigen politischen Entscheidungen

und das Update dazu

Romeo Edel ist Wirtschafts- und Sozialpfarrer beim Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) in der Prälatur Stuttgart. Der KDA ist ein Fachdienst der Evangelischen Akademie Bad Boll in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.  

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