Michaelisakademie zur Todsünde »Zorn«

Freunden und Förderern bot die Akademie bei ihrem Jahresfest einen inspirierenden Mix aus Tanz, Trommeln und Talk.

<p><em>Im »zornroten« Kleid: Tanz-Performance von Julia Brendle</em></p>

Wo sonst in den Tagungsgpausen angeregte Gespräche stattfinden, konnte man plötzlich sein Wort nicht mehr verstehen: Jugendliche des Rhythmusprojekts »Beatstomper« schlugen im Café Heuss mit groben Knüppeln auf Holzkisten ein und signalisierten damit: Bei der diesjährigen Michaelisakademie geht es um drastische Emotionen.
Im Reigen der sieben Todsünden, deren Ambivalenz und reizvolle Zwiespältigkeit den Jahresfesten der Akademie ihr Thema gibt, war man beim »Zorn« angelangt. Ein Thema, das Akademiedirektor Joachim L. Beck in seiner Eröffnungsansprache erkennbar inspirierte. »Wo Menschen in ihrer Ehre und Würde gekränkt werden«, sah er einen wesentlichen Anlass zum Zorn. Beck zitierte Gandhi, demzufolge es aufgestauter Zorn sei, der die Welt bewege, aber er erinnerte auch an die Mahnung im Neuen Testament: »Lasset die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen«.
Wo im Alltag der Zorn aufflammt, war auch Gegenstand der Talkrunde, zu dem Studienleiterin Susanne Wolf den brasilianischen Pfarrer Silvio Meincke, die Klinikseelsorgerin Gertraude Kühnle Hahn, den Fußballtrainer Franz Weiß und Thomas Mürder, den Leiter der Bereitschaftspolizei in Baden Württemberg, befragte.
Viel Zeit zum Durchatmen wurde den rund 160 Gästen der diesjährigen Michaelisakademie nicht gelassen. Schon wirbelte Julia Brendle in einem Kleid, dessen Farbe zutreffend wohl nur als »zornesrot« zu beschreiben wäre, über die Bühne. Auch ihre Tanzperformance nach einer Choreografie von Katja Erdmann-Rajski war eine Allegorie auf das Thema des Abends: Wut, Befreiung, Verzweiflung und Versöhnung waren die Gefühlssphären, die sie wankend, stürmend, ausgreifend und sich krümmend durchtanzte.
Bevor es zu Hirschgulasch und Brombeertiramisu ging, wurden die Veranstaltungsgäste ein letztes Mal mit »Zornesfrüchten« konfrontiert. Mitarbeitende hatten im Foyer des Akademie-Restaurants eine Litfaßsäule aufgestellt, auf der sie über drohende Personalkürzungen informierten. »Armut, Globalisierung, Migration, Generationen-Gerechtigkeit – gesellschaftliche Herausforderungen für die Akademie: Dafür brauchen wird mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter«, war auf den Plakaten zu lesen.
Die Michaelisakademie ist das Jahresfest der Evangelischen Akademie Bad Boll, zu dem sie Freunde, Förderer und Förderinnen einlädt. Sie erinnert an das Gründungsdatum der Akademie, den Michaelistag im ersten Nachkriegsherbst. Mit einem Abend zur »Trägheit« begann die Akademie im letzten Jahr einen neuen Themen-Zyklus, in dem sie die »sieben Laster«, später Todsünden genannt, zum Ausgangspunkt nimmt, um die Frage zu reflektieren, »was uns vom Guten abhält«. Für kommende Jahre bleiben nun noch Stolz, Gier, Neid, Wollust und Unmäßigkeit. (-uw)

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