Olympische Spiele 2008

Sportjournalisten fragen auf einer Tagung in Bad Boll nach Menschenrechten und Doping

<p><em>DOSB-Chef Michael Vesper (li) will keine schmutzigen Siege. Doping-Experte Werner Frank glaubt, dass auch in Pekink getrixt wird.</em></p><p>&nbsp;</p><p><h1>Zusatzinfos</h1>Abdruck honorarfrei. Bei Veröffentlichung Belegexemplar, bzw. Hinweis auf den Sendetermin erbeten!<br /><br />Dieser Text hat 4550 Anschläge (ohne Überschriften und Absätze); das entspricht etwa 113 Zeilen zu je 40 Anschlägen.</p>

Bad Boll / Kreis Göppingen - Freundlich, fair, leistungsorientiert, vor allem aber dopingfrei wolle sich die Deutsche Mannschaft auf der bevorstehenden Olympiade präsentieren, sagte Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), am Montag (14.1.2008) auf einer Tagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll. Rund 60 Sportjournalisten informierten sich auf der Veranstaltung über die Situation der Menschenrechte in China und den aktuellen Stand der Dopingdebatte.

Zwar wolle er keine Medaillenzahl als Ziel vorgeben, sagte Vesper zu den Erwartungen an die deutsche Olympiamannschaft. Zuversichtlich sei er aber, dass es gelingen wird bei den insgesamt 302 Wettkämpfen in 28 Sportarten den seit 1992 währenden Abwärtstrend bei den deutschen Athleten zu stoppen. Dabei gelte aber unbedingt: »Wir wollen saubere Erfolge und keinen schmutzigen Lorbeer«.

Aus diesem Grunde werde es in Peking so viele Dopingkontrollen geben, wie noch bei keiner Olympiade zuvor. Insgesamt seien 4500 Urin- und Bluttests geplant. Das seien um ein Drittel mehr Tests als noch bei den Olympischen Spielen in Athen, sagte Vesper. Eine erhebliche Abschreckungswirkung verspricht sich der DOSB-Direktor auch davon, dass die Dopingproben für acht Jahre eingefroren werden sollen und damit zumindest noch im nachhinein Manipulationen nachgewiesen werden können, die nach dem jetzigen Stand der Wissenschaft noch nicht feststellbar sind.

Dennoch wurden auf der Veranstaltung in Bad Boll schwerwiegende Befürchtungen geäußert, dass dem sportlichen Erfolg auch in Peking mit pharmazeutischen Tricks nachgeholfen wird. Der Heidelberger Dopingexperte Werner Franke warnte davor, dass Vorrichtungen zum Verschleiern von Dopingaktivitäten offen im Internet angeboten würden. Wer sich in Peking erwischen lasse, sagte Franke, sei einfach nur schlecht über vorhandene Möglichkeiten zur Vertuschung informiert.

Dass die Sportler kaum mehr leistbaren Erwartungen ausgesetzt seien, bestätigte auf der Tagung der Kölner Sportmediziner Gert-Peter Brüggemann. »Wir haben wahrscheinlich die Grenze der menschlichen Leistungsfähigkeit erreicht«, sagte Brüggemann. Teilweise seien biologische und biomechanische Grenzen bereits überschritten, was sich an der Art und Häufigkeit von Verletzungen und Unfällen zeige. Brüggemann mahnte deshalb in Bad Boll, dass es der Wettkampf und nicht der Rekord sei, der den Sport interessant und spannend mache.

Ausführlich stand das Thema Menschenrechte im Gastgeberland China auf der Tagung zur Debatte. DOSB-Chef Vesper sprach diesbezüglich von einer »alles andere als zufriedenstellenden Situation«. Er erinnerte daran, dass seine Organisation schon im Mai 2007 ein Positionspapier zu dieser Frage veröffentlicht habe, in dem Todesstrafe, Folter, Zwangsumsiedelungen und Verhaftungen im Vorfeld der Spiele verurteilt und eine freie Berichterstattung gefordert wurde. Bedauernd äußerte sich Vesper zu der Tatsache, dass von der Leitung des Deutschen Sportbundes, einer der Vorgängerorganisationen des DOSB, jahrelang keinerlei Stellungnahme in dieser Frage gekommen sei.

Dennoch machte Vesper auch deutlich, dass von Seiten des Sports nicht erwartet werden dürfe, was die Politik versäumt habe. Und zuversichtlich zeigte er sich, dass allein durch die Anwesenheit von 25.000 Journalisten während der Spiele eine gewisse Öffnung der chinesischen Gesellschaft in Gang kommen werde, die es ohne die Olympiade nicht geben würde.

Journalisten mit China-Erfahrung bestätigten, dass sich bereits im Vorfeld der Spiele vieles verändert habe. So sei es jetzt nicht mehr erforderlich, für jedes Interview eine Genehmigung einzuholen. Die Korrespondenten forderten ihre Kollegen auf, in China freimütig nach den Themen Tibet, Todesstrafe und Taiwan zu fragen. Als Ausländern drohten ihnen dabei auch kaum Gefahren. Nachdrücklich mahnten sie jedoch, Informanten nicht für eine heiße Story zu verheizen.

An der Eröffnung der Veranstaltung nahm auch Junix Dong, Kulturattaché der chinesischen Botschaft in Berlin, teil. Der Diplomat betonte, dass die chinesische Regierung mit der Olympiade zugleich das Lebensniveau der Bevölkerung heben und Anstrengungen im ökologischen Bereich nachhaltig fördern wolle. Auf die Themen Menschenrechte und Freiheit der Berichterstattung angesprochen, versicherte er, wer sich an die Gesetze des Gastlandes halte, habe auch keine Repressalien zu befürchten.

Bei der Veranstaltung handelte es sich um eine Kooperationstagung der Evangelischen Akademie Bad Boll und des Verbandes Deutscher Sportjournalisten. (-uw)

Das Tagungsprogramm finden unter

http://www.ev-akademie-boll.de/tagungen/details/660908.pdf

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