„Solidarität macht gesund“

Gesundheitswesen: Krankenkassen-Vorstand Dr. Ellis Huber fordert Abkehr von Partikularinteressen

Bärbl Mielich und Christoph Kranich in der Evangelischen Akademie Bad Boll. Foto: Korf

Bad Boll – Dezentrale Versorgungskonzepte, weniger Einfluss für Interessenverbände von Krankenkassen, Ärzteverbänden und Pharmaindustrie: Dafür plädierten Gesundheitsexperten bei einer Podiumsdiskussion am Sonntag, 18. September in der Evangelischen Akademie Bad Boll. Die Diskussionsrunde bildete den Abschluss der Tagung „Morbus GKV - Heilungschancen für das Gesundheitswesen“, zu der rund 40 Mediziner, Kassenvertreter und andere Experten aus dem Gesundheitssektor von Freitag bis Sonntag zusammenkamen.
"Weg frei machen für regionale Versorgungskonzepte"
Bärbl Mielich, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im baden-württembergischen Landtag, erläutert die Pläne ihrer Partei: „Wir wollen in Baden-Württemberg den Weg freimachen für regionale Versorgungssysteme, in denen Krankenhäuser, Haus- und Fachärzte, Krankenkassen und andere Akteure zusammenarbeiten.“ Die grün-rote Landes-regierung werde solche Modelle stärken. Bereits jetzt gebe es mit dem Projekt „Gesundes Kinzigtal“ ein gut funktionie-rendes Vorbild, das es auszuweiten gelte. Dabei sei es wichtig, die Vielfalt von Therapien zu erhalten. Mielich versprach: „Wir werden in Großstädten und Mittelzentren im Land Patientenberatungsstellen schaffen. Derzeit gibt es nur zwei in Stuttgart und Karlsruhe – das ist viel zu wenig“. Mielich plädierte dafür, Pflegeberufe aufzuwerten und mehr akademische Abschlüsse anzubieten. „Es gibt schon jetzt einen Fachkräftemangel beim Pflegepersonal, da müssen wir gegensteuern“, sagte die Gesundheitspolitikerin.


"Neue Kultur des Vertrauens"
Dr. Ellis Huber, Vorstand der Securvita-Krankenkasse forderte ebenfalls mehr dezentrale Versorgungskonzepte. Er ging hart mit Funktionären aus Ärzteschaft und Krankenkassen ins Gericht: „Preiswerte Versorgung für alle Patienten – diesen Kernauftrag verraten die verantwortlichen Ärztefunktionäre seit Jahren.“ Statt Solidarität und Menschlichkeit zu fordern und umzusetzen fehle den Führungseliten ein Ethos der Gemeinwohlorientierung. „Solidarität macht gesund. Es muss endlich Schluss sein damit, dass jede Gruppe ihre Partikularinteressen so hinstellt, als seien es die Interessen aller. Das ist scheinheilig“, sagte Huber. Er nahm die niedergelassenen und angestellten Ärzte ausdrücklich in Schutz. Viele seien unter schwierigen Rahmenbedingungen für die Patienten da und verzichteten sogar auf Geld, um ihrem ärztlichen Gewissen treu zu bleiben. „Das System braucht eine neue Kultur von Vertrauen“, so Huber.

Wohl des Patienten muss im Mittelpunkt stehen
Eine strikte Orientierung am Wohle der Patienten forderte Christoph Kranich, Gesundheitsexperte der Hamburger Verbraucherzentrale. „Der Gesetzgeber muss alle Akteure zwingen, im Sinne der Patienten zu handeln.“ Das Gesundheitssystem sei auch deshalb überlastet, weil es unter Fehlern in anderen Politikfeldern leide. „Alle, die krank gemacht werden von Arbeitslosigkeit, Schulen oder Familie landen im Gesundheitssystem“, so Kranich.

Veranstalter
Die Tagung veranstaltete die Evangelische Akademie Bad Boll in Kooperation mit der Securvita Krankenkasse und der WALA Heilmittel GmbH.
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