Sorge über Kürzungspläne

Die Evangelische Akademie Bad Boll soll ihr Personal weiter verringern und bangt nun um ihre Arbeitsmöglichkeiten.

<p><em>»Wer wird künftig für volle Tagungsräume sorgen?« fragen sich die Mitarbeitenden der Evangelischen Akademie Bad Boll</em></p>

Besorgnis herrscht in der Evangelischen Akademie Bad Boll. Wenn alle Kürzungsvorgaben des Stuttgarter Oberkirchenrats umgesetzt werden, geht es der Akademie an die Substanz. Trotz sprudelnder Kirchensteuereinnahmen will die Kirchenleitung an drastischen Personaleinsparungen in Bad Boll festhalten.
Zwei wichtige Themen wurden auf der jüngst zurückliegenden Sommersynode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg verhandelt. Zum einen berichtete Finanzdezernent Martin Kastrup, dass die Landeskirche im laufenden Jahr mit Mehreinnahmen in Höhe von 40 Millionen Euro rechne. Damit liegen die Kirchensteuererträge im dritten Jahr über den Prognosen. Zum anderen bestätigte die Synode den Beschluss des Oberkirchenrates, den Verkauf kirchlicher Immobilien in Birkach und Denkendorf nicht wie geplant umzusetzen.
Nach Stand der Dinge bleibt die gegenwärtig günstige Finanzlage der Landeskirche ohne Auswirkungen für die Evangelische Akademie, da die Haushaltskonsolidierung nach wie vor Vorrang in der kirchlichen Etatpolitik haben soll. Der neuerliche Immobilienbeschluss verändert allerdings die Voraussetzungen, unter denen die Akademie zuvor verordnete Sparauflagen umzusetzen hat.
Denn mit dem nunmehr revidierten Immobilienbeschluss verbunden war auch die Absicht, kirchliche Einrichtungen an den Standort Bad Boll zu verlagern und damit die Auslastung des Tagungshauses deutlich zu erhöhen. Im Gegenzug zu den vom Verkauf ihrer Häuser betroffenen Einrichtungen sollte die Akademie außerdem mit einer überproportional hohen Kürzungsvorgabe belastet werden.
Froh ist man in der Evangelischen Akademie Bad Boll, dass mit dem lange geplanten Bau eines Bettenhauses nun endlich begonnen wurde. Mit diesem Projekt soll der Standard der von der Akademie angebotenen Gästezimmer auf ein zeitgemäßes Niveau gehoben und damit die Voraussetzungen für einen konkurrenzfähigen Betrieb der Akademie geschaffen werden. Diese Verbesserung des Angebots wird in der Akademie durchaus als Chance gesehen, auch wenn mit dem Bauvorhaben neue finanzielle Verantwortlichkeiten entstehen. Denn zum einen muss die Akademie künftig höhere Abschreibungen erwirtschaften, zum anderen rechnet der Oberkirchenrat mit höheren Erträgen, die er künftig von den landeskirchlichen Zuschüssen an die Akademie abziehen will.
Diesen Herausforderungen soll die Akademie nach bisherigem Planungsstand auf der Basis erheblich gekürzter Personalmittel gerecht werden. Nach einer drastischen Sparwelle Mitte der Neunziger Jahre, der sämtliche Regionalbüros der Akademie zum Opfer fielen, verordnete die Synode im Herbst 2003 weitere Kürzungsauflagen. Von damals 127 Stellen sollen 28 Stellen bis Ende 2009 abgebaut werden.
In Zusammenhang mit dem geplanten Verkauf kirchlicher Immobilien und dem Bettenhausbau in Bad Boll hat die Kirchenleitung 2005 eine weitere Kürzungsforderung in Höhe 400.000 Euro beschlossen. Diese Forderung war von Anfang an zwischen Akademie und Oberkirchenrat umstritten, nach der Revision des Immobilienbeschlusses ist sie aus Sicht der Akademieleitung noch weniger umsetzbar. Bleibt es bei der vom Oberkirchenrat geforderten Sparauflage, wird sich die derzeitige Zahl der Studienleitenden in der Akademie bis 2013 halbieren. Damit würden Arbeits- und Wirkungsmöglichkeiten der Evangelische Akademie Bad Boll, mit der die württembergische Landeskirche einst ein Modell für die Akademiegründungen in Deutschland gab und die sie gerne als »ihre Denkfabrik« bezeichnete, fundamental verändert.
Die Akademie-Direktion will sich jetzt im Kontakt mit den zuständigen landeskirchlichen Gremien dafür einsetzten, dass die Kürzungsforderung über 400.000 Euro angesichts der veränderten Voraussetzungen neu überdacht wird. Da die Kürzungsvorhaben in der Akademiebelegschaft Verunsicherung hervorrufen, will sich auch die Mitarbeitervertretung mit einer Stellungnahme an den Oberkirchenrat wenden. Außerdem beabsichtigt das Kuratorium der Akademie, das satzungsgemäß über die grundsätzliche Ausrichtung der Akademiearbeit zu beraten hat, sich auf seiner nächsten Sitzung mit den Plänen des Oberkirchenrats zu befassen.

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