Überrascht reagierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Evangelischen Akademie Bad Boll auf die Nachricht, dass ihr geschäftsführender Direktor Jo Krummacher (58) als Kandidat der Stuttgarter CDU für ein Bundestagsmandat in den Wahlkampf ziehen will. Direktionskollege Joachim L. Beck erklärte, es sei verfrüht über Konsequenzen für die Leitungsstruktur des Hauses Aussagen zu machen. Wert lege er allerdings auf die Feststellung, dass die Entscheidung Krummachers nichts mit der Ausrichtung der Akademie zu tun habe und sich die Akademie keinesfalls parteipolitisch vereinnahmen lasse.
Krummacher, seit 1996 Direktor der Akademie, hat angekündigt, dass er sich für die Zeit des Wahlkampfes von der Kirchenleitung beurlauben lassen will. Er selbst sei über die Anfrage überrascht gewesen und habe eine rasche Entscheidung treffen müssen. Die Stuttgarter CDU war in der Kandidatenfrage unter Druck geraten, nachdem Hans Jochen Henke, Generalsekretär des CDU-Wirtschaftsrates in Berlin und bis 2002 Stuttgarter Abgeordneter im Bundestag, angekündigt hatte, dass er für eine Kandidatur nicht zur Verfügung stehe.
Am Mittwochabend hatten sich der Vorstand des CDU-Kreisverbands Stuttgart und die Vorsitzenden aller CDU-Bezirksgruppen in Stuttgart für eine Kandidatur Krummachers ausgesprochen. Über eine Nominierung wird die CDU-Basis auf dem Kreisparteitag am 1. Juli entscheiden.
Krummacher erklärte, er freue sich über die Herausforderung und dass er alles daran setzen wolle, erfolgreich zu sein. Sich für die Kandidatur zur Verfügung zu stellen, hält er "von strategisch-politischer Bedeutung auch für den Protestantismus im Lande". Er wolle sich dafür einsetzen, dass in der politischen Auseinandersetzung "nicht alles unter pragmatischen Perspektiven und ausschließlich ökonomischen Gesichtspunkten" diskutiert wird.
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