ALLES GLAUBENSSACHE?

Prävention und politische Bildung in einer Gesellschaft der Diversität

„Alles Glaubenssache?“ ist ein Projekt der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (et) und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Es lädt Jugendliche ein, über die Rolle von Religion in unserer Demokratie nachzudenken, und stärkt diejenigen, die extreme Ansprachen erkennen und sich aktiv dagegen zur Wehr setzen wollen.

„Alles Glaubenssache?" richtet sich dabei an alle Jugendlichen, unabhängig von Religion und Herkunft. Das Projekt verfolgt einen primärpräventiven und ressourcenorientierten Ansatz. Es zielt darauf, die Selbstreflexion von Jugendlichen zu schulen und ihnen zu ermöglichen, sich in demokratischen Aushandlungsprozessen zu üben und eigene Positionen auch gegenüber strukturell stärkeren Diskussionspartnern zu vertreten. Ins Zentrum dieser Selbstpositionierungen stellt die et dabei insbesondere das Sprechen und Nachdenken über die eigene Religiosität und die Rolle von Religion in unserer Demokratie. Bearbeitet werden neben Themenstellungen im Bereich Extremismus und Demokratie dabei auch Erfahrungen von Ausgrenzung und Chancengleichheit. Darüber hinaus möchte das Projekt Multiplikator*innen die notwendigen Kenntnisse und Kompetenzen für mehr Sicherheit im Umgang mit extremen Meinungsäußerungen und problematischen Einstellungen unter Jugendlichen vermitteln.

Das Projekt findet dabei in engem Zusammenhang mit dem Bundesprogramm „Respekt Coaches“ statt. In Kooperation mit Respekt Coaches, Schulen, konfessionellen und nicht-konfessionellen Partner*innen werden zeitgemäße, ressourcenorientierte Ansätze entwickelt.

Was bedeutet der Name?

Der Projekttitel „Alles Glaubenssache? Prävention und politische Bildung in einer Gesellschaft der Diversität“ bringt das Spannungsfeld zwischen Aushandlungsprozessen in einer Demokratie und unabhängig von dieser Ordnung begründeten Wertvorstellungen, Positionen und Meinungen zum Ausdruck. Für eine Demokratie ist es zentral, dass ihre Akteure bereit sind, ihre Positionen argumentativ zu begründen und im Diskurs zu verhandeln. Für ein erfolgreiches und friedliches demokratisches Miteinander müssen alle Teile einer Gesellschaft gewillt sein, sich demokratischen Entscheidungen auch dann zu unterwerfen, wenn diese ihrer eigenen Position widersprechen.

Demgegenüber ist die Aussage „Ich glaube das, aber…“ als endgültige Begründung, um Gesetze oder politische Entscheidungen abzulehnen, im Kern antidemokratisch. Glaubenssätze, die als alleingültig und alternativlos angesehen werden, bilden die Grundlage für Schwarz-Weiß-Denken und darauf aufbauende Ideologien. Genau mit solchen eindimensionalen Ideologien werben extremistische Gruppierungen um Jugendliche.

Um derartigen Ansprachen zu begegnen, müssen Jugendliche diese nicht nur erkennen. Es ist ebenso wichtig, dass sie sich über ihre eigenen Anliegen klar werden, eigene Positionen entwickeln und im Austausch mit anderen reflektieren.

Wie kommt die neue regionale Fachstelle an die Akademie?

Die Umsetzung von „Alles Glaubenssache?“ in Bad Boll orientiert sich dabei an den spezifischen Gegebenheiten in Baden-Württemberg und den sich daraus ableitenden Interessen und Bedarfen, die im Austausch mit den Respekt Coaches und weiteren Kooperationspartner*innen bestimmt werden. Ein Schwerpunkt soll dabei das Thema „Religion, Identität und Gesellschaft“ sein, wobei vor allem auch religiöse Vielfalt wie auch Diskriminierung und Rassismus aufgrund von Religion in den Blick genommen werden sollen. Als weiterer Schwerpunkt zeichnet sich zudem das Thema „Medien und Meinungsbildung“ ab. Die Umsetzung erster Angebote soll dann ab dem kommenden Schuljahr 2022/23 sowohl direkt an Schulen als auch außerschulisch, wie z.B. in Bad Boll, stattfinden. Je nach Bedarf können dabei noch weitere Partner*innen eingebunden werden.

Durch die Anbindung an die Evangelischen Akademie kann von den Kompetenzen, Fachtagungen und Netzwerken der anderen Studienleitungen und Profilstellen profitiert werden. Als konfessioneller Träger hat die Evangelische Akademie Bad Boll eine besondere Verantwortung, aber auch eine ausgewiesene Expertise für eine Auseinandersetzung mit religiös begründeten Ansprüchen und Ideologien. Innerhalb der Akademie ist das Projekt in den  Fachdienst Jugend ∙ Bildung ∙ Politik eingebunden. 

Wo gibt's weitere Informationen?

Mehr zu „Alles Glaubenssache?“ 

Informationen zum Bundesprogramm Respekt Coaches

Zum Projekt "Koffergeschichten", in dem junge Menschen von ihrem Weg nach Deutschland erzählen