„Bist du verrückt geworden?“ – Die Frau von Josef von Arimathäa ist außer sich: Gleich nachdem Jesus gekreuzigt worden war, hat ihr Mann den römischen Statthalter Pilatus darum gebeten, den Leichnam begraben zu dürfen. Die Grabhöhle hatte er gerade erst für sich selbst und seine Familie bauen lassen. Seine Frau macht ihm nun bittere Vorwürfe: „Was fällt dir ein, unser Familiengrab einfach zu verschenken? Was ist, wenn einer von uns stirbt – wo soll er dann begraben werden?“ Da legt Josef seiner Frau beruhigend den Arm um ihre Schultern: „Mach dir keine Sorgen, meine Liebe“, erklärt er: „Ist doch nur fürs Wochenende!“
Manchmal braucht es einen Witz, um komplizierte Wahrheiten rüberzubringen. Und kompliziert – ja: unglaublich – ist die Osterbotschaft tatsächlich. „Christus ist auferstanden!“ – Wer kann diesen Ostergruß heute noch aus voller Überzeugung mitsprechen? Dabei geht es genau hier um das Zentrum unseres christlichen Glaubens: „Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig“, schreibt der Apostel Paulus: „Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.“ Euer ganzer Glaube, meint Paulus, steht und fällt mit der Auferstehung.
Wie sollen wir uns das vorstellen? Ich meine: Nicht zu konkret! Die biblischen Osterberichte sind keine Augenzeugenberichte und keine Live-Reportagen. Niemand war bei der Auferstehung dabei. Niemand hat dabei zugesehen. Der alte Streit, ob das Grab nun leer gewesen sei oder nicht, ist für mich deshalb bedeutungslos. Denn alle, die hinterher bezeugt haben, Jesus sei auferstanden, haben kein historisches Geschehen beobachtet, sondern eine göttliche Offenbarung erlebt: Gott hat Maria Magdalena, Johannes und Petrus, den anderen Jüngern und schließlich auch Paulus den auferstandenen Christus vor Augen gestellt. Gott hat ihnen offenbart: Der Tod ist nicht das Ende. Jesus lebt!
Paulus schlussfolgert scharfsinnig: Dass Jesus Christus auferstanden ist von den Toten, das ist das Zeichen dafür, dass Auferstehung und ewiges Leben überhaupt möglich sind. Und nicht nur möglich, sondern auch wirklich! Und nicht nur für Jesus, sondern auch für uns alle! Die Auferstehung Jesu ist Gottes Offenbarung an uns. Er zeigt uns damit: Der Tod ist nicht das Ende. Es gibt ewiges Leben im Reich Gottes – und eben nicht nur für Jesus Christus, sondern für uns alle. Auferstehung ist also nicht bloß eine vergangene, historische Wahrheit, sondern vielmehr eine gegenwärtige göttliche Wirklichkeit.
Diese Hoffnung verändert mein ganzes Leben: Jeder Weg wird von seinem Ziel her bestimmt – auch jeder Lebensweg. Auf die Perspektive kommt es an! Deshalb gilt nicht erst am Ende meines Lebens, sondern schon jetzt: Es macht einen fundamentalen Unterschied, ob mein Leben auf ein schwarzes Loch zuläuft oder auf ein helles Licht – auf ein Licht, das nicht nur meine Todesstunde, sondern jeden Augenblick meines Lebens überstrahlt.
Ostern ist deshalb ein Freudenfest: Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Pfarrer Peter Steinle ist seit Juli 2024 an der Evangelischen Akademie Bad Boll als Studienleiter für theologische Ethik in gesellschaftlichen Entwicklungen mit dem Schwerpunkt Digitalität tätig.