Mobilität der einen darf nicht auf Kosten anderer gehen – unter diesem Leitgedanken fand am 7. November die Abschlussveranstaltung der seit 2022 laufenden Reihe „Mobilitätswende gerecht gestalten“ statt. Diese endete mit der Übergabe eines Forderungspapiers an Verkehrsminister Winfried Hermann.
Gemeinsam mit dem Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg hatte die Evangelische Akademie Bad Boll Sozial- und Wohlfahrtsverbände, Initiativen sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung eingeladen, um Bilanz zu ziehen und den Blick nach vorn zu richten.
Denn Mobilität ist mehr als Fortbewegung – sie ist Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Verkehrsminister Winfried Hermann betonte in seiner Rede: „Wir wollen, dass jeder Mensch in Baden-Württemberg sicheren Zugang zu umweltfreundlichen Verkehrsmitteln hat – unabhängig von Alter, Geschlecht, Einkommen, Migrationsgeschichte oder körperlichen Voraussetzungen. Mobilität der einen darf nicht auf Kosten anderer gehen.“ Dazu gehören bezahlbare Angebote, Barrierefreiheit, regionale Gleichwertigkeit und Maßnahmen gegen gefährdendes Verhalten wie Falschparken.
Seit der Auftaktveranstaltung wurden jährlich unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen in den Fokus genommen:
• 2022: Kinder, Jugendliche und Familien
• 2023: Menschen mit Behinderung, Seniorinnen und Senioren
• 2024: Migrantinnen und Migranten
• 2025: Menschen in Armutssituationen
Die Diskussionen zeigten: Viele Maßnahmen wirken über die jeweilige Zielgruppe hinaus. Barrierefreie Bahnhöfe etwa erleichtern nicht nur Menschen mit Behinderung die Mobilität, sondern auch Familien mit Kinderwagen oder Reisende mit Gepäck.
Die Tagungsreihe hat konkrete Impulse gesetzt, die bereits in die Praxis umgesetzt werden: So stärkt das Landesmobilitätsgesetz die Berücksichtigung sozialer Belange bei Verkehrsplanungen und benennt die Mobilitätsbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen ausdrücklich als Ziel. Es ermöglicht zudem verstärkte Kontrollen gegen gefährdendes Verhalten wie Falschparken und fördert die Einrichtung getrennter Rad- und Fußwege innerorts. Im Rahmen des Bahnhofsmodernisierungsprogramms werden Bahnstationen barrierefrei umgebaut und Umgestaltungen unterstützt, die den Aufenthalt am Bahnhof verbessern. Auch lebendige und verkehrsberuhigte Ortsmitten entstehen, die Begegnungszonen schaffen und Vorteile für aktive Mobilität bieten – gerade für Bevölkerungsgruppen, die bisher oft benachteiligt waren. Ein weiteres Ergebnis ist die Integration leicht verständlicher Mobilitätsinformationen in die mehrsprachige App „Integreat“, die insbesondere Migrantinnen und Migranten zugutekommt.
Die Tagungsreihe wird fortgeführt, um die Umsetzung der Maßnahmen zu begleiten und neue Anregungen gemeinsam voranzubringen. Denn die Mobilitätswende ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein soziales Projekt.
Pressebericht des Ministeriums
Weitere Informationen zur Tagungsreihe
v.l.n.r.: Dr. Marco Lang, Verkehrsminister Winfried Hermann, Dr. Kornelius Knapp; © Evangelische Akademie Bad Boll