Altpeter: Mindestlohn und weniger Minijobs, um Frauen vor der Altersarmut zu schützen

Katrin Altpeter, Familienministerin des Landes Baden-Württembergs, bei Podiusmdiskussion in der Evangelische Akademie Bad Boll

Katrin Altpeter in der Evangelischen Akademie Bad Boll. Foto: Korf

Bad Boll –  Einen flächendeckenden Mindestlohn und weniger Minijobs hat Katrin Altpeter, Familienministerin des Landes Baden-Württembergs, am heutigen Sonntag bei der Tagung „40 Jahre Frauenrechte“ in der Evangelischen Akademie Bad Boll gefordert. Nur so könnten Frauen wirksam vor Altersarmut geschützt werden. Außerdem seien diese Maßnahmen eine der Voraussetzungen, um das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen zu verringern. „Nur auf Basis eines gerechten und flächendeckenden Mindestlohns kommen wir zu mehr sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung“, so die Ministerin. „Wir müssen weg von Minijobs und atypischen Arbeitsverhältnissen hin zu sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen. Ein 400-Euro-Job mag für viele Frauen heute gut sein, aber wenn sie übermorgen in Rente gehen und in die Grundsicherung rutschen, haben sie zu wenig davon.“
Mehr als 130 Frauen besuchten die Tagung von Freitag, 11. bis Sonntag, 13. Mai in der Evangelischen Akademie Bad Boll. Sie fragten kritisch, was die Frauenbewegung erreicht hat, was Gleichberechtigung noch immer verhin-dert und ob die Bewegung heute an ihre Grenzen stößt. Anlass der Veran-staltung ist der „1. Bundesfrauenkongress“, zu dem sich im März 1972 rund 400 Frauen in Frankfurt trafen. Den Eröffnungsvortrag hatte die EMMA-Herausgeberin Alice Schwarzer gehalten. „Wir haben in diesen Jahrzehnten große Erfolge gefeiert, aber es gibt auch erschreckende Niederlagen“, bilanzierte Schwarzer.

Podiumsdiskussion zum Abschluss der Tagung
Die Podiumsdiskussion bildete den Abschluss der Tagung. Neben Ministerin Katrin Altpeter diskutierten verdi-Landesbezirksleiterin Leni Breymaier, An-gelika Klingel, Vorsitzende des Landesfrauenrats und Petra Grimm, Professorin für Medienethik und Medienwissenschaft an der Hochschule der Medien in Stuttgart.

Kritik am Betreuungsgeld
Altpeter kritisierte vehement das von Bundesfamilienministerin Christina Schröder geplante Betreuungsgeld für Frauen, die ihre Kinder zu Hause betreuen und nicht in Krippen oder Kindergärten bringen. „Christina Schröder hat kein politisches Bewusstsein für die Emanzipation, sonst würde sie nicht das Betreuungsgeld einführen“, sagte Altpeter.

Altersarmut bedroht vor allem Frauen
Angelika Klingel, Vorsitzende des Landesfrauenrates, nannte Altersarmut als eine besondere Gefahr für Frauen. „Ein Drittel der Frauen in Baden-Württemberg hat aus eigener Erwerbstätigkeit weniger als 300 Euro Rentenansprüche im Monat, zwei Drittel weniger als 600 Euro“, so Angelika Klingel. „Deshalb müssen die Mini-Jobs weg!“ Um Beruf und Familie zu vereinbaren hätten Frauen oft keine andere Chance, als 400-Euro-Jobs anzunehmen. Damit würden sie aber zu geringe Rentenansprüche erwerben.

Höhere Löhne für untere Gehaltsgruppen
verdi-Landesbezirksleiterin Leni Breymaier kritisierte Bund, Länder und Gemeinden wegen deren Tarifpolitik: „Gerade der öffentliche Dienst müsste doch ein großes Interesse haben, das Lohngefälle zwischen Frauen und Männer zu verringern. Dennoch haben wir zwar in den letzter Tarifrunde eine Lohnerhöhung von 6,4 Prozent bekommen, aber nicht die mindestens 200 Euro für die untersten Gehaltsgruppen – also für viele Frauen.“

"Männer, die Kinder hüten, gelten als Weichei"
Wie schwer es Frauen auch in anderen Bereichen haben, betonte die Medienwissenschaftlerin Prof. Petra Grimm. „Die Wissenschaft ist ein sehr männlich dominierter Bereich. Spätestens, wenn Frauen Kinder bekommen, haben sie es schwer, in Führungspositionen zu kommen. Es gebe zu viele stereotype Rollenbilder von Männern und Frauen. „Wenn ein Mann heute zu Hause bleibt, um für die Kinder zu sorgen, gilt er doch als das größte Weichei“, sagte Grimm.

Bericht über Vortrag von Alice Schwarzer

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