Der Weg vom Grau zum Grün

Zum Verhältnis von Klimawandel und Stadtgrün

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Erinnern wir uns an den Sommer 2021: Ein weiterer Sommer der Extreme mit glühendem Asphalt und sterbenden Bäumen, mit überfluteten Straßen und rutschenden Hängen nach Starkregen. Nicht zuletzt die Bilder aus dem Ahrtal haben klar gemacht, wie brutal sich der Klimawandel für Städte und Gemeinden auswirken kann. 

Die Grüne Stadt – kann sie ein Weg sein, die Städte gegen Hitzestress und Unwetter zu wappnen? Welches Grün brauchen wir in der Stadt und wer profitiert davon? Diese Fragen wurden auf der Online-Tagung „Grün und Gut?! – Wege zur klimaresilienten Stadt von morgen“ diskutiert, die am 25. und 26. November 2021 in der Reihe „Impulse für die IBA“ stattfand. 

Zum sechsten Mal luden die Evangelische Akademie Bad Boll und das Dialogforum der Kirchen in der Region Stuttgart zu diesem Veranstaltungsformat ein. Mit diesem begleiten kirchliche Institutionen die Internationale Bauausstellung IBA´27 StadtRegion Stuttgart. Gefördert wurde die Tagung vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V. 
Tobias Schiller (IBA´27 StadtRegion Stuttgart) forderte gleich zu Beginn auf, sich nicht mit „Placebos“, d. h. spektakulären, aber stadtklimatologisch unwirksamen Gebäudebegrünungen zufrieden zu geben. Vielmehr bräuchte es ein Umdenken im Verhältnis von Stadt und Natur: Mehr Mut zur Dichte in der Stadt, mehr Platz für wirkliches Grün. In seinem Eröffnungsvortrag hob Peter Menke (Düsseldorf) die Bedeutung von Städten im Klimawandel hervor: Diese müssten Vorreiter für innovative Lösungen sein und trügen mitsamt ihrer Bevölkerung eine besondere Verantwortung. Auch Prof. Jürgen Breuste (Salzburg/Shanghai) machte deutlich, dass die Kommunen gefragt seien, wenn es um die Bereitstellung und Entwicklung von Grünbereichen geht. Er fokussierte hierbei auf die notwendige Biodiversität von städtischem Grün. 

Dass sich Stadtgrün auf gesellschaftliche Prozesse auswirkt und die Erwartungen an das Grün in der Stadt durchaus unterschiedlich sind, stellte die Soziologin Cordula Kropp (Universität Stuttgart) dar: Grün könne Verdrängungsmechanismen auslösen, wenn ein neuer Stadtpark die Immobilienpreise steigen lässt. Grün könne aber auch Beteiligungsformate der Stadtbewohner_innen anstoßen. Die Stadtklimatologin Ulrike Weiland (Universität Leipzig) gab einen Überblick über kommunale Strategien für Klimakonzepte in Städten und berichtete hierzu auch von Kommunen aus der StadtRegion Stuttgart. Die Landschaftsarchitekten Philipp Sattler (Stiftung „Die Grüne Stadt“ Berlin) und Christiane Schwarz (DGGL Stuttgart) sprachen sich in einer abschließenden Runde dafür aus, die notwendige Mobilitätswende für die quantitative und qualitative Förderung des Stadtgrüns zu nutzen. In jeder grauen Infrastruktur stecke Potential für mehr Grün in der Stadt.

Den zweiten Tag der Tagung begann der international tätige Landschaftsarchitekt Herbert Dreiseitl (Überlingen) mit aufschlussreichen Beispielen von Begrünung und Bewässerung in asiatischen und europäischen Städten. Dreiseitl zeigte einen ökologischen Ansatz in der Landschaftsarchitektur, der unter anderem die Zugänglichkeit und Verfügbarkeit von Wasserflächen als Erholungs- und Erlebnisraum mitbedenkt. Dass das Thema Klimafolgenanpassung mittlerweile auch Eingang in Stadtentwicklungskonzepte findet, wurde am Beispiel der Stadt Ludwigsburg deutlich. Charlotte Klose-Walbrecht zeigte konkrete Beispiele kurzfristig umzusetzender Maßnahmen, darunter den Rückbau von Parkplätzen zu Grünflächen. Gunter Mann vom Bundesverband Gebäudegrün (Berlin) betrachtete das vertikale Grün in der Stadt und machte anschaulich, wie sich die technischen und gärtnerischen Möglichkeiten der Gebäudebegrünung in den vergangenen Jahren entwickelt haben. 

In der Abschlussdiskussion forderte Martin Joos einen Masterplan unter Beteiligung von Experten_innen und der Bevölkerung, damit die Städte nicht nur grüner werden können, sondern auch ein gerechter Zugang zu den Grünflächen gewährleistet sei. Andreas Hofer, Intendant der IBA´27 StadtRegion Stuttgart hob hervor, dass das Thema Stadtgrün erst spät an Bedeutung gewonnen habe und Planer_innen wie Bauwirtschaft hier eine große Verantwortung hätten. Es genüge nicht, nur einzelne „grüne Zimmer“ als Aushängeschilder einzurichten. Thomas Kiwitt (Verband Region Stuttgart) sprach in der Diskussion das Fehlen eines großen Konzepts an. Für eine nachhaltige, gerechte Region spiele nicht nur das Stadtgrün eine Rolle, sondern auch, ob es bezahlbaren Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen gebe. 

Durchschnittlich zwei Drittel einer Stadtfläche befinden sich in Privateigentum. Grund genug, die Bedeutung der grün-blauen-Stadt ins breite Bewusstsein zu rücken. Die Evangelische Akademie Bad Boll wird sich dem Thema auch in Zukunft widmen. Und auch die Reihe „Impulse für die IBA“ wird 2022 fortgesetzt – mit zwei Veranstaltungen zum Schwerpunktthema der IBA´27 in 2022 „Erbe der Moderne“. Merken Sie sich schon jetzt den 25. April 2022 und den 22./23. November 2022 vor. 


Dr.-Ing. habil. Kerstin Renz ist seit September 2021 Studienleiterin für den Themenbereich „Gesellschaft, Politik, Staat“ an der Evangelischen Akademie Bad Boll. Ihr Aufgabenbereich ist Stadtentwicklung, Ländlicher Raum und Wohnungsbau.

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