Finanzdezernent stellt Reinheit ethischer Geldanlagen infrage

Bei der Tagung "Vertrauen in der Geldwirtschaft"

Martin Kastrup (2.v.l) in der Evangelischen Akademie Bad Boll

Bad Boll (epd)  - Ethische Geldanlagen enthalten nach Ansicht des Finanzdezernenten der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Oberkirchenrat Martin Kastrup, fast immer auch fragwürdige Anteile. Es sei zwar einfach, sein Investment von Pornographie-, Tabak- und Alkoholindustrie freizuhalten, sagte Kastrup in der Evangelischen Akademie Bad Boll. Wer aber beispielsweise eine komplett rüstungsfreie Geldanlage erwerben wolle, dürfe keine Daimler-Aktie kaufen, weil diese auch zu einem geringen Teil die Produktion von militärischen Gütern beinhalte.
Der stellvertretende Vorsitzende des Sozialausschusses des Europaparlaments Thomas Mann hat Spekulationen über einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone kritisiert. Ein solcher Schritt berge unkalkulierbare Risiken für die Stabilität des europäischen Wirtschaftsraums: „An solch einem Quatsch will ich mich nicht beteiligen.“ Er mahnte, die sozialen Folgen der Wirtschaftskrise stärker in den Blick zu nehmen.
Wer konsequent die Todesstrafe ablehne, dürfe nicht mehr mit den USA und Japan zusammenarbeiten - damit verlöre man zwei der größten Märkte der Welt. Kastrup warnte vor einem Schwarz-Weiß-Denken bei der Geldanlage. Man lebe in einer "Welt der Grautöne", in der man sich von fragwürdigen Investitionen nicht vollständig fernhalten könne. Die Kirche habe bei ihren Investments die Aufgabe, einerseits ethische Kriterien zu berücksichtigen, andererseits ihr Geld so anzulegen, dass sie ihre Aufgaben erfüllen könne.

"Geordnetes Verfahren für Staatsinsolvenz"
Der Wirtschaftswissenschaftler Siegfried Franke warb dafür, ein international anerkanntes System zu entwickeln, das die geordnete Insolvenz eines Staates möglich macht. Von diesem Weg verspreche er sich mehr als von der Rettung bankrotter Länder durch Rettungsschirme. Außerdem sollten Banken nach den Geschäftsfeldern Kredite und Investment getrennt werden, damit das Geld normaler Sparer nicht für hochriskante Spekulationen eingesetzt werden könne. Ohne diese Trennung bestehe die Gefahr, dass die Europäische Union pleitegehe.
Große, internatinal agierende Banken notwenig
Die gegenteilige Auffassung vertrat Hans-Joachim Strüder, Vorstandsmitglied der Landesbank Baden-Württemberg. Angesichts der zunehmenden Globalisierung brauchten Großunternehmen und Konzerne immer größere, international agierende Banken. Die Zerschlagung von Großbanken könne die Probleme nicht lösen.

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