Ostern – das Fest der Widerstandskraft

von Prof. Dr. Jörg Hübner

© Canva

Ostern zielt auf die Mitte unseres christlichen Glaubens ab, auf die Auferweckung des Gekreuzigten. Denn: Gestorben wird täglich, minütlich. Der Tod und das Sterben gehören zum Leben. Gestern, heute und morgen. Der Tod Jesu am Kreuz war zwar spektakulär, weil er so grausam war und weil er so sehr die Skrupellosigkeit menschlichen Handelns offenbarte. Aber Jesu Tod am Kreuz – wäre dies eine Nachricht über das Jahr 30 hinaus wert gewesen? Nein, wohl nicht. Aber dass der Gestorbene von Gott auferweckt wurde, das ist die neue Wirklichkeit, die seit Ostern in der Welt ist und auch nicht mehr aus dieser Welt weichen wird. 

Diese österliche Wirklichkeit – die Auferweckung – ist das erfolgreichste Mittel gegen Resignation. Die österliche Wirklichkeit macht widerstandsfähig und mutig. Die österliche Wirklichkeit macht durch und durch resilient. 

Für mich ist dies am besten in einem Satz zusammengefasst, den Christoph Blumhardt gesagt hat: „Christen sind Protestleute gegen den Tod.“ In unserem Gesangbuch findet sich dieser Satz als Zwischentext direkt nach dem Osterlied „Christ ist erstanden“ abgedruckt. Beides, dieser traditionelle Osterchoral und die Worte Blumhardts, drücken die österliche Wirklichkeit am besten aus: Christinnen und Christen versuchen alles, in diesem Leben davon etwas sichtbar zu machen, dass mit der Auferweckung des Gekreuzigten die Welt eine andere geworden ist. 

„Christen sind Protestleute gegen den Tod“ – das ist eine politische Botschaft. Es ist die Aufforderung, sich der Herrschaft des Todes in dieser Welt mutig und aktiv entgegenzustellen. Überall dort, wo die Spuren der Grausamkeit, der Verachtung jeden Lebens, der Verletzung, der Ausgrenzung oder des Hasses zu spüren sind, schauen Christinnen und Christen nicht weg. Sie stehen gegen die scheinbare Sicherheit des Todes mitten im Leben ein. Mit Zuversicht und Klarheit. 

„Christen sind Protestleute gegen den Tod“ – das ist eine Botschaft, die nach Veränderung dort ruft, nein, schreit und protestiert, wo Wandel nötig ist. Und dieser ist heute mehr denn je nötig. Die Lebensweise, die wir uns angewöhnt haben, bedroht das Leben und die Freiheit der nach uns Kommenden. Sie bedroht das gute Leben auf diesem Planeten. Und zwar heftig. Christinnen und Christen stehen als „Protestleute gegen den Tod“ entschieden auf, um Veränderungen hin zu einer nachhaltigen Lebensweise zu ermöglichen. 

Wir an der Evangelischen Akademie Bad Boll treten an, der österlichen Wirklichkeit mitten in der Welt zu entsprechen und der Mutlosigkeit, der Resignation, der Verachtung oder der Verrohung des Lebens entschieden zu widersprechen. 

In diesem Sinne: Ein gesegnetes Osterfest. „Der Herr ist auferstanden!“ 
 

Kontakt

Alexander Bergholz

Alexander Bergholz

Referent Kommunikation & Marketing

E-Mail an: Alexander Bergholz

Tel.: 07164 79-312

Johanna Haas

Johanna Haas

Referentin Kommunikation & Marketing

E-Mail an: Johanna Haas

Tel.: 07164 79-245

Miriam Kaufmann

Miriam Kaufmann

Referentin Kommunikation & Marketing

E-Mail an: Miriam Kaufmann

Tel.: 07164 79-300