Ausstellung: Entwicklung braucht Entschuldung

16. Oktober 2023 – 16. Februar 2024

Wirtschaftskrisen, Klimakatastrophen, Krieg, Kapitalflucht, einseitige Zinserhöhungen oder rasche Preisveränderungen treiben Staaten oft in eine Verschuldungskrise. Folge ist, dass der Schuldendienst nicht mehr bedient werden kann. Dass gegenwärtig über 130 Länder ein Problem damit haben, ihren Schuldendienst zu leisten, lässt auf eine Systemkrise schließen.

In dem Fall sind die Schuldnerländer den willkürlichen Entscheidungen ihrer Gläubiger ausgesetzt. Diese entscheiden allein, ob und wie viel Schulden gestrichen werden. Ein Verfahren, mit dem ein Staat seine Schulden transparent und fair für alle Beteiligten regeln kann, so wie hier in Deutschland Menschen und Unternehmen auf ein rechtsstaatliches Insolvenzverfahren zurückgreifen können, gibt es nicht.

Mit dieser Ausstellung soll die Zivilgesellschaft für diese Problematik sensibilisiert werden. Das zentrale Ziel ist die Schaffung eines fairen, unabhängigen und transparenten Insolvenzverfahrens für die Staaten. Menschenrechtliche, wirtschaftliche und theologische Ansätze zu den Hintergründen sind anhand von Beispielen und Stimmen aus aller Welt erklärt.

MENSCHENRECHTE VOR SCHULDEN
Denn wenn von Staatsschuldenkrisen gesprochen wird, dann geht es nicht allein um Geld. Es geht vor allem um Menschen. Schuldenkrisen haben konkrete Auswirkungen auf die Bevölkerung der betroffenen Länder. Fließt das Geld in den Schuldendienst, muss der Staat sparen: Steuern erhöhen, Schulgebühren einführen oder Ausgaben für die Gesundheitsversorgung kürzen. Unter diesen Maßnahmen leiden vor allem die Ärmsten und Verwundbarsten in der Gesellschaft.

AUCH DEUTSCHLAND WAR EINMAL DRAN
Dies war nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Deutschland der Fall. Die Lösung kam in Form des Londoner Schuldenabkommens, unterzeichnet am 27. Februar 1953. Mit dieser Regelung trugen die Gläubiger der äußerst negativen Erfahrung mit der Geschichte Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg Rechnung. Damals hatten die Reparationsforderungen die Weimarer Republik wirtschaftlich schwer belastet und überdies dem aufkommenden Faschismus ein wichtiges Narrativ geliefert. Hingegen können die Konditionen des Abkommens als eine der Grundlagen des westdeutschen Wirtschaftswunders bezeichnet werden. 

Die Ausstellung erläutert auf Großplakaten die Problematik der Verschuldungskrise.

Dauer der Ausstellung: 16. Oktober 2023 – 16. Februar 2024
Ort: Evangelische Tagungsstätte Bad Boll 
Leitung: Prof. Dr. Andrés Musacchio 
Informationen: andres.musacchio@ev-akademie-boll.de