Integration von Flüchtlingen muss früh beginnen

Bad Herrenalb. Unter dem Motto „Integrieren - Qualifizieren – Partizipieren“ haben 130 Teilnehmende auf einer Tagung in Bad Herrenalb langfristige Konzepte für die Flüchtlingsunterbringung diskutiert. Veranstalter waren die Evangelische Akademie Baden in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Bad Boll, dem Flüchtlingsrat Baden-Württemberg und dem Förderverein Pro Asyl.
„Bei den Bemühungen um Integration und Partizipation der Flüchtlinge von Beginn an dürfen wir nicht nachlassen“, erklärte die Landeskirchliche Beauftragte für Flucht und Migration, Annette Stepputat. Vor dem Hintergrund steigender Flüchtlingszahlen hatte sich die Evangelische Landeskirche in Baden zudem an alle Kirchengemeinden mit der Bitte gewandt, in den Gemeinden dafür zu werben, leerstehende Wohnungen und Zimmer auch an Flüchtlinge zu vermieten.
 
Für gute Startbedingungen sorgen
Die Erfahrung zeige, dass mehr als die Hälfte der Asylsuchenden mittel- und längerfristig in Deutschland bleibe. Um die Integration möglichst frühzeitig zu fördern, sollten in den Kreisen und Gemeinden dezentrale Unterbringungskonzepte entwickelt werden, sagte Stepputat. Wenn die Menschen bereits mit der Zuteilung auf die Kreise in Wohnungen und Wohngemeinschaften und in kleinen Unterkünften untergebracht würden, biete dies gute Startbedingungen für die Integration. „Es ist nicht hinnehmbar, wenn Flüchtlingskinder nicht lernen und selbst nachts nicht ausreichend schlafen können, weil eine große Zahl von Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen auf engstem Raum zusammenleben müssen“, mahnte die Sozialpädagogin Mehrnousch Zaeri-Esfahani von der Diakonie in Rastatt, die selbst als Jugendliche aus dem Iran mit ihrer Familie nach Deutschland geflohen war.
 
Der Ghettobildung entgegenwirken
Einer möglichen Segregation und Ghettobildung sei dringend entgegenzuwirken, betonten die anwesenden Experten aus dem Bereich der Stadtplanung. Es gebe inzwischen viele gute Beispiele, wie Quartiere weiterentwickelt werden können, um auch einkommensschwache Personen und Flüchtlinge ausreichend mit Wohnraum zu versorgen. Modellberechnungen aus Nordrhein-Westfalen und Heidelberg zeigten, dass dezentrale Unterbringungskonzepte wesentlich günstiger sind als große Sammelunterkünfte. Neben geeignetem Wohnraum benötigen die Flüchtlinge Unterstützung in Sachen Kindergarten- und Schulbesuch ihrer Kinder und bei der Sprachförderung für Erwachsene. Darüber hinaus gehe es um Unterstützung bei der Suche nach einem Ausbildungs- und Arbeitsplatz, bei Ämter- und Behördengängen, im Asylverfahren, bei der gesellschaftlichen Integration sowie bei der Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten.
Die vielen Initiativen und Ehrenamtlichen leisteten bereits Vorbildliches. „Hier können wir auch in unseren Kirchengemeinden sicher noch viele Menschen gewinnen, die mithelfen, damit die Menschen erfolgreich in Deutschland ein neues Leben aufbauen können“, betonte Annette Stepputat.

Brief der Landeskirche
In einem Brief an alle Kirchengemeinden hatte die Evangelische Landeskirche in Baden am Wochenende an ihre Mitglieder appelliert, leerstehende Wohnungen an Flüchtlinge zu vermieten. Für die Kirche stelle die derzeitige Suche nach Unterkünften eine zentrale „geistliche Herausforderung“ dar, heißt es in dem Brief, unterzeichnet von den beiden Oberkirchenräten Urs Keller (Diakonie) und Stefan Werner (Liegenschaften). So wie Jesus gesagt habe, „was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Geschwistern, das habt ihr mir getan“, sollten sich Christinnen und Christen dieser Aufgabe stellen.

Mit dem neuen Flüchtlingsaufnahmegesetz, für dessen Verbesserungen sich auch die Kirche und ihre Diakonie eingesetzt habe, könnten Flüchtlinge frühzeitig in einer eigenen Wohnung untergebracht werden. „Die eigene Wohnung ist eine der Grundvoraussetzungen für ein menschenwürdiges Leben. Sie bietet den Menschen, die durch ihre Erlebnisse von Verfolgung und Flucht oft schwer belastet sind, ein Stück Sicherheit und neue Heimat.“

Suche nach Unterkünften
Vor diesem Hintergrund äußert der Brief die Bitte: „Vielleicht sind Sie Eigentümer einer Wohnung, die Sie auch an Flüchtlinge vermieten können oder Sie kennen jemand in ihrem Bekanntenkreis. Die angemessenen Mietkosten werden in der Regel von den Unterbringungsbehörden übernommen. Dabei werden die Wohnungen stets für konkrete Personen (z. B. Familien, Alleinstehende, Wohngemeinschaften etc.) gesucht. Selbstverständlich kann der Vermieter entscheiden, an welche Person er die betreffende Wohnung vermieten möchte. Die Flüchtlingsberatungsstellen stehen Ihnen bei diesen Fragen helfend zur Seite."

Dr. Daniel Meier, Karlsruhe, 22. 9. 2014

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