“Abenteuerlicher Umgang mit traumatisierten Soldaten”

Bund Deutscher Veteranen kritisiert Bundeswehr und ziviles Versorgungssystem auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Bad Boll

Andreas Timmermann-Levanas in der Evangelischen Akademie Bad Boll. (Foto: Korf)

Der Bund Deutscher Veteranen (BDV) hat auf einer Tagung vom 4. bis 6. März in der evangelischen Akademie Bad Boll scharfe Kritik am Umgang von Bundeswehr und zivilem Versorgungssystem mit traumatisierten Soldaten geübt.

„Die Hilfsangebote reißen ab, wenn die Soldaten aus der Armee ausscheiden“, sagte Andreas Timmermann-Levanas, Vorsitzender des BDV. Ehemalige Soldaten würden im Behördendschungel zwischen militärischer und ziviler Administration allein gelassen. Posttraumatische Belastungsstörungen träten nachweislich häufig erst Monate oder Jahre nach dem aktiven Dienst auf. Genau dann, wenn die ehemaligen Soldaten die Hilfe am meisten benötigten, fühle sich ausgerechnet ihr ehemaliger Dienstherr, die Bundeswehr, nicht mehr zuständig. Militärische und zivile Verwal-tung schöben einander die Verantwortung zu.

„Was wir im Umgang mit Behörden erleben, ist zum Teil abenteuerlich“, so Timmermann-Levanas, der selbst jahrelang im Ausland stationiert war und mit einem posttraumatischen Belastungssyndrom (PTBS) aus der Armee als dienstunfähig entlassen wurde. Er gründete im Herbst 2010 den BDV als Vertretung von Soldaten, die in Auslandseinsätzen der Bundeswehr waren.

Oberstarzt Dr. Peter Zimmermann sagte, es gebe Defizite bei der Betreuung PTBS-kranker Soldaten, in den vergangenen zwei Jahren habe sich jedoch vieles verbessert. „Die Bundeswehr macht vieles richtig, aber vor allem bei der Einbindung von Angehörige der Betroffenen müssen wir noch besser werden“, sagte der Leiter des Traumazentrums der Bundeswehr im Bundeswehrkrankenhaus Berlin, das 2009 in Berlin gegründet wurde.

„Wir sehen zwar seit Jahren steigende Zahlen von PTBS-Patienten, jüngste Studien zeigen aber, dass wir nicht vor einem riesigen Berg unerkannter Fälle stehen“, so Zimmermann. Die Dunkelziffer liege laut einer Studie Seines Instituts in Zusammenarbeit mit der TU Dresden deutlich unter fünf Prozent. Im Jahr 2010 habe es 729 PTBS-Patienten in Bundeswehr-Krankenhäusern gegeben.

Der BDV kritisiert jedoch die Datenlage und bemängelt, es fehlten verlässlich Langzeitstudien. „Warum gibt erst Jahrzehnte nach den ersten Auslandseinsätzen der Bundeswehr erste große Studien? Warum beginnt man erst jetzt, Konzepte für die Einbindung der Angehörigen in die Therapie zu entwickeln?“, so Timmermann-Levanas.

Auf der Tagung „Draußen vor der Tür - Ehemalige Soldaten nach dem Afghanistan-Einsatz“ diskutierten vom 4. bis 6. März Bundestagsabgeordnete, Experten und Betroffene den Umgang mit Veteranen der Bundeswehr in der Evangelischen Akademie Bad Boll.

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