Akademie zeichnet „wasni“ aus

Festvortrag, Modenschau, Preisvergabe etc. zum 74.

v.l. Laudator Dr. Ulrich Bausch, Akademiedirektor Prof. Dr. Jörg Hübner, die Preisträger Daniel Kowalewski und Nadine Feist von „wasni“ und Bernhard Schumacher, Regionaldirektor Evangelische Bank, Stuttgart.

Was gehört zum guten Leben? Dieser Frage wird im Rahmen der Michaelisakademie – der Geburtstagsfeier der Evangelischen Akademie Bad Boll – seit Jahren nachgegangen. Nach den Schwerpunkten Wald, Demokratie, Garten und Ernährung, drehte sich in diesem Jahr alles um das Thema Kleidung. Entsprechend richtete sich auch die Ausschreibung des mit 3.000 Euro dotierten Akademiepreises „Werte leben – Zukunft gestalten“ an beispielhafte Projekte, Initiativen, Organisationen und Unternehmen, die sich mit der Herausforderung nachhaltiger und fairer Produktions- oder Konsumweisen bei der Herstellung von Kleidung auseinandersetzen.

Akademiedirektor Prof. Dr. Jörg Hübner begrüßte die rund 110 Gäste im Festsaal des Evangelischen Tagungszentrums Bad Boll, darunter Vertreter des Kuratoriums der Akademie Dr. Ulrich Bausch und Beate Keller, der Kirchenleitung, Prälatin Gabriele Arnold, der Gemeinde Bad Boll, der regionalen Wirtschaft und viele weitere. Er erinnerte an die Gründung der Akademie im Nachkriegsherbst 1945 in einer Zeit des Stillstands, in der „von Grund auf neu gedacht, neu reflektiert und visionär nach vorne geschaut werden musste“. Diesen visionären Blick haben die Beförderer und Initiativen des Fairen Handels von Kleidung mit den Gründern der Akademie gemein. In einer wachsenden Zahl entstehen auch in Deutschland Unternehmen und Initiativen, deren Anliegen es ist, Kleidung unter nachhaltigen und fairen Produktionsbedingungen herzustellen. Im Rahmen der diesjährigen Michaelisakademie wurden beispielhafte Unternehmen vorgestellt und eines ausgezeichnet.

Modenschau, Quiz, Festvortrag

Von Second Hand Ware über regionale, mexikanische Kleidung, neue, öko-faire Kleidung aus der style AfFAIRe – green fashion boutique in Tübingen bis zu selbst upgecycelter Kleidung – die Gruppe „FAIRMANAS“ zeigte während der Veranstaltung eindrücklich, wie modern, stilvoll und schick Ökologie und Fairness sein kann. Miriam Hitzelberger des Dachverbands Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V. (DEAB) moderierte die Modenschauen. Auch die Gäste waren gefragt: Sie konnten im Rahmen eines Quiz‘ ihr Wissen rund um das Thema Kleidung testen. Fragen wie: „Wie viele Kleidungsstücke kauft jeder Deutsche durchschnittlich im Jahr“ oder „wieviel Kilogramm Chemikalien werden zur Produktion einer Jeanshose benötigt“ galt es richtig zu beantworten, um einen Gutschein für style AfFAIRe – green fashion boutique Tübingen zu erhalten.

„Todschick – Mode und Moral: Warum teuer nicht fair bedeutet“ lautete der Titel des Festvortrags von Dr. Gisela Burckhardt, Vorstandsvorsitzende FEMNET e.V., Bonn. Sie gab unter anderem zu bedenken, dass die Kleidungskäufe sich in den letzten 15 Jahren verdoppelt hätten, also die Überproduktion an Kleidung gewaltig sei. „Jede/r sollte sich überlegen, ob er/sie weitere Kleidung kaufen muss.“

Konsument_innen und Politik tragen Verantwortung

In einem anschießenden Podiumsgespräch wurden die Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten auf dem Weg hin zu fairen Textilien weiter erörtert. Das Podium um Dr. Gisela Burckhardt war sich einig: „Kleidung geht uns alle an“. Entsprechend stehen sowohl die Konsumierenden als auch die Politik in der Verantwortung. Maria Gießmann, der Stiftung Entwicklungszusammenarbeit BW „Future Fashion“, wünscht sich wieder mehr Wertschätzung für Kleidung, die nicht zum Wegwerfartikel verkommen dürfe. Auch Miriam Hitzelberger sieht eine große Verantwortung bei den Konsumenten, „wir brauchen aber auch endlich gesetzliche Verpflichtungen für Unternehmen, die Menschenrechte und die Umwelt in der textilen Lieferkette zu schützen." Und auch die Geschäftsführerin der style AfFAIRe – green fashion boutique, Tübingen, Barbara Rongen, hält „politische Hebel und Stellgrößen“ für notwendige Maßnahmen, um ein Umdenken im Umgang mit Kleidung herbeizuführen. Ebenso Dr. Gisela Burckhardt, die sogar eine durch Gesetze geregelte „Haftung von Unternehmen bei Menschenrechtsverletzungen in ihrer Lieferkette“ fordert.

Akademiepreisträger: „wasni – wo anders sein normal ist“

Höhepunkt der Michaelisakademie bildete die Preisvergabe des mit 3.000 Euro dotierten Akademiepreises „Werte leben – Zukunft gestalten“. Laudator Dr. Ulrich Bausch, Mitglied des Kuratoriums der Akademie und Geschäftsführer der Volkshochschule Reutlingen, würdigte den diesjährigen Preisträger „wasni“ als „ein Projekt, welches Inklusion realisiert und darüber hinaus faire, anständige attraktive Kleidung produziert. Und welches zeigt, dass es möglich ist, dass Veränderungen hin zu einer Welt ohne Ausbeutung von Mensch und Natur realisierbar sind“. Die 2015 in Esslingen von Daniel Kowalewski gegründete Manufaktur ist das erste und einzige lnklusionsunternehmen im Modebereich in Deutschland. Das wirklich Besondere an „wasni“ sei nach Urteil der Jury der Umstand, dass hier Menschen arbeiten, die in „klassischen“ Unternehmen keine Chance bekommen. Diese Menschen machen das Team aus. Stellvertretend für das inzwischen sechsköpfige Team nahm Gründer Daniel Kowalewski gemeinsam mit seiner Designerin und ersten Mitarbeiterin seit Gründung 2015, Nadine Feist, den Preis freudestrahlend entgegen.

Michaelisakademie

Am 29. September vor 74 Jahren wurde die Evangelische Akademie Bad Boll mit der ersten Akademietagung, an der 250 „Männer des Rechts und der Wirtschaft“ zusammenkamen, aus der Taufe gehoben. Mit einer Festveranstaltung, der s.g. „Michaelisakademie“, wird seit Jahren an die Gründung am Michaelistag im ersten Nachkriegsherbst 1945 erinnert. Der Festakt beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Themen des guten Lebens. In diesem Jahr wurde das Thema „Kleidung“ behandelt.   

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