Annette Widmann-Mauz ruft die Hospizbewegung zu politischer Einmischung auf

Unter dem Titel WÜRDE ETHIK HELFEN fanden vom 16.-18. Juli die 15. Süddeutschen Hospiztage in der Evangelischen Akademie Bad Boll statt, an der 180 Interessierte teilnahmen. Ethische Reflexion und ethischer Diskurs helfen in den oft unausweichlich schwierigen Entscheidungssituationen am Lebensende, so das Resümee der Tagung. Einfach wird es trotzdem nicht. Wie der Norm der Menschenwürde und dem Prinzip der Autonomie im konkreten Fall entsprochen werden kann, ist jeweils sorgsam zu erheben.

Während Kliniken zunehmend Ethikkomitees bilden und ethische Fallbesprechungen ermöglichen, ist dies im Altenheim und in der ambulanten palliativen Betreuung bisher die Ausnahme. Dr. Roland Martin Hanke berichtete Im Rahmen eines Best-Practice-Workshops aus der Praxis einer mobilen ambulanten  Ethikberatung in Fürth. Es bedeute eine enorme psychische Entlastung für Angehörige oder Pflegende, wenn in schwierigen Situationen mit der Hilfe eines Moderators für ethische Fallbesprechungen gemeinsam der Patientenwille erhoben, die Anwendbarkeit einer Patientenverfügung reflektiert oder über die Anlage einer Ernährungssonde beraten wird.

Die Palliativmedizinerin Dr. Marion Daun kritisierte einerseits die zunehmende Einflussnahme der Ökonomie in medizinische Entscheidungen. Es bedürfe einer klaren inneren Haltung und Stärke dem standzuhalten. Positive Entwicklungen sieht sie im Bereich von Palliative Care. So habe sich die Kollegialität zwischen den Berufsgruppen deutlich verbessert. Letztlich hofft sie, dass die palliative Kompetenz im ganzen Krankenhaus und natürlich auch im ambulanten Bereich der palliativen Versorgung zunehmend präsent wird, so dass sich die Pallitativstationen irgendwann überflüssig machen.

In der abschließenden Podiumsdiskussion erläuterte Susanne Kränzle vom Deutschen Hospiz- und PalliativVerband die hospizliche Haltung. Dazu gehören insbesondere Empathie, Achtsamkeit, wahrhaftige Kommunikation, das Aushalten von Unsicherheiten und Selbstreflexion gehören. Die Hospizbewegung wisse sich dem Ziel einer sorgenden und solidarischen Gesellschaft verpflichtet.

Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium Annette Widmann-Mauz betonte, mit der Leiblichkeit des Menschen sei auch seine Hilfsbedürftigkeit gegeben. Es sei nicht würdelos, hilfsbedürftig zu sein. Darüber wünsche sie sich eine gesellschaftliche Debatte. Auf dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um den assistierten Suizid und im Blick auf das sich abzeichnende Gesetzgebungsverfahren meinte sie, es sei zwar nicht sinnvoll, die Beihilfe zum Suizid im intimen familiären Bereich unter Strafe zu stellen, problematisch sei jedoch die organisierte und womöglich gewerbliche Beihilfe zum Suizid. Die Hospizbewegung rief sie zu politischer Einmischung auf. Sowohl die Pflege als auch die Hospizbewegung müssten ihre Einsichten nachdrücklich zu Gehör bringen, damit sie im Konzert der Stimmen gehört werden.

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