Klimaschutz in kleinen Kommunen

Erfahrungsaustausch in der Evangelischen Akademie zeigt Möglichkeiten für das kommunale Umwelt-Engagement

Bad Boll / Kreis Göppingen - Wie können kleine Kommunen trotz schwieriger Haushaltslage den Klimaschutz vor Ort voran bringen und etwas zu einer neuen Klimakultur beitragen? Zu einem Erfahrungsaustausch über diese Frage trafen sich etwa 60 Bürgermeister, Verwaltungsleute, Gemeinderäte und Umwelt-Engagierte Ende letzter Woche (26.3.2020) in der Evangelischen Akademie Bad Boll.
Besonders beeindruckte die Tagungsteilnehmenden, was Bürgermeister Arno Zengerle aus Wildpoldsried/Allgäu vorzustellen hatte: In etwas über 10 Jahren machte er unterstützt vom Gemeinderat und vielen Bürgern der 2500 Einwohner starken Gemeinde den Ort zu einer beispielhaften Klimaschutzkommune. Sein Rezept: Es braucht die Vision eines nachhaltigen Dorfes, hinter der auch der Gemeinderat steht, ein örtliches »Wir« und eine engagierte Verwaltung. Außerdem müsse sich das Engagement auch ökonomisch für die Gemeinde, die ortsansässigen Betriebe und für die Bürgerinnen und Bürger lohnen.
Mittlerweile hat die Gemeinde auf ihrer Gemarkung fünf Windräder, eine Pellets-Dorfheizung mit 32 angeschlossenen Gebäuden, vier Biogasanlagen und eine Vielzahl von Fotovoltaik-Anlagen mit allein 390 kWp auf kommunalen Dächern. In Wildpoldsried wird mehr als dreimal soviel grüner Strom produziert, wie das Dorf verbraucht. Gemeinde wie Bürger freuen sich über den finanziellen Ertrag dieser lokalen Wertschöpfung. Das Geld – immerhin etwa 23 Millionen Euro regeneratives Investment allein aus dem Dorf – fließt nicht mehr in die Ferne, sondern ermöglicht den ökologischen Aufschwung und sichere Arbeitsplätze zu Hause.
»Die Leute müssen merken, dass wir sie alle brauchen«, so Bürgermeister Arno Zengerle. Nebenbei spart die Gemeinde auch noch Geld über eine effiziente Straßenbeleuchtung, mit einem Naturbad, das in Investition und Betrieb um ein Drittel billiger ist oder dadurch, dass Zuschüsse zur lokalen Vereinsarbeit nur noch in Form des Gewinns aus Fotovoltaik-Anlagen auf Vereinsdächern gewährt werden.
Die Tagung machte aber auch deutlich, wie notwendig eine Anschubfinanzierung durch EU-, Bundes- oder Landesmittel ist und dass es die Arbeit gewaltig erleichtert, wenn – wie die Voralbgemeinden im Landkreis Göppingen – sich mehrere kleinere Gemeinden zusammen tun, um sich gemeinsam um den Klimaschutz zu kümmern.
Dass sich Engagement auch in Sachen Energieeffizienz lohnt, machten Bürgermeister Hans-Rudi Bührle aus Bad Boll und Energieberater Gerhard Sattler deutlich: »Bei 680.000 Euro jährlichen Energiekosten und nicht-investiven Einsparmöglichkeiten von mehr als 10 Prozent macht sich bei uns in den Voralbgemeinden ein kommunales Energiemanagement rasch bezahlt – bei höheren Energiepreisen in der Zukunft erst recht.«
Auch der Verkehr im Ort kam in den Blick: Wenn man zu Fuß oder mit dem Fahrrad schneller ist als mit dem Auto, so Bürgermeister Paul Schmid aus Schlierbach, dann ändert sich auch das Verkehrsverhalten der Bürgerinnen und Bürger.« Voraussetzung dafür sei, entsprechend kürzere Verbindungswege zu schaffen.
Die teilnehmenden Gemeinderäte und umweltengagierten Bürger machten aber auch deutlich, dass besonders in kleinen Kommunen sehr viel am Rathauschef selbst liegt. Er kann den Ort motivieren, ganzheitlich den globalen Herausforderungen Klimawandel, Artenschutz und Beschäftigungskrise begegnen, und er kann und in seinem Verhalten mit gutem Beispiel vorangehen.

Tagung: Klimaschutz. Weltweite Herausforderung an Politik, Wirtschaft und individuelles Verhalten (19. - 20.05.2010 Bad Boll)

Wissenswertes zum Nachhaltigkeitsmanagement der Evangelischen Akademie Bad Boll

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