Die Arbeitswelt kämpft mit der Corona-Krise

Gedanken zum Tag der Arbeit

Als Wirtschafts- und Sozialpfarrer im Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) fehlen mir seit Wochen die persönlichen Begegnungen und Gespräche bei Betriebsbesuchen. In Zeiten der Corona-Krise gibt es nun viele Kontakte und kollegiale Erkundungen über Videokonferenzen. Das alles eröffnet neue virtuelle Kommunikationsformen und Möglichkeiten. Dennoch nehme ich in meiner gegenwärtigen Homeoffice-Betrachtung die Herausforderungen, mit der die Arbeitswelt in der Corona-Krise kämpft, meist nur über Internetverbindungen und mediale Kanäle wahr.

Gerade lese ich in der Pressemitteilung unseres Evangelischen Verbandes Kirche – Wirtschaft – Arbeitswelt zum 1. Mai 2020: „In diesem Jahr geht es weniger um konkrete Forderungen, als um das Finden eines gangbaren, solidarischen Weges durch die und aus der Krise, damit möglichst wenige auf der Strecke bleiben. Auch jetzt gilt: stärkere Schultern sollen und müssen mehr tragen als schwache.“

Und ich freue mich über die Wertschätzung für die Arbeitswelt, die bei der Pressemitteilung der vier Bischöfe der Evangelischen Landeskirchen sowie der katholischen Diözesen Baden-Württemberg in deren Wort zum Tag der Arbeit zum Ausdruck kommt: „In diesem Jahr ist es nicht möglich, auf die Straße zu gehen und dort für weltweite Gerechtigkeit zu demonstrieren. Dennoch werden wichtige Anliegen auch auf diesem Wege geteilt. Wir wollen dafür „danke“ sagen. Danke an alle Menschen, die sich in Gewerkschaften, Betriebs- und Personalräten und Mitarbeitervertretungen für gute und faire Arbeitsbedingungen engagieren und als verantwortliche Sozialpartner dafür sorgen, dass in der Arbeitswelt so wenig Menschen wie möglich unter die Räder kommen.“

Das Motto des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum diesjährigen Tag der Arbeit in Corona-Zeiten passt inhaltlich wunderbar: Solidarisch ist man nicht alleine!

Eine Geschichte aus der vergangenen Woche hat mich umgetrieben. Es wurde von Seiten einiger prominenter Persönlichkeiten aus Politik und Publizistik eine Debatte über die Gewichtung der Grundrechte in unserer Verfassung losgetreten. Manche wollen offenbar das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit gegen die Menschenwürde ausspielen. Im Hintergrund geht es wahrscheinlich um den Konflikt, wie schnell alle Verordnungen und Maßnahmen des Herunterfahrens der Wirtschaft und der sozialen Kontakte aufgehoben werden sollen. Teilweise wurde auch die Expertise des Robert Koch-Instituts zur Bewertung der Corona-Pandemie in Zweifel gezogen. Natürlich lebt eine offene Gesellschaft von öffentlichen Debatten und einer pluralen Meinungsvielfalt, aber sehr wohltuend habe ich umsichtige Stimmen wahrgenommen, die die Grundrechte als sich ergänzende Normen deuten und nicht gegeneinander ausspielen.

Die Arbeitswelt kämpft mit der Corona-Krise und mein Eindruck ist, dass sich die Mehrzahl der Menschen für einen faktenbasierten, vorsichtigen und solidarischen Weg einsetzen. Dieser Weg entspricht auch der orientierenden Botschaft des Evangeliums, wie sie im Galaterbrief des Apostels Paulus formuliert wurde: Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Galater 6,2)

Ich selbst habe in der kommenden Woche zwei private Termine, die in Corona-Zeiten alles andere als selbstverständlich wurden: Ich habe nach längerem Warten und telefonischer Anmeldung in der kommenden Woche einen Friseurtermin sowie einen Termin zur Mundhygiene bei meiner Zahnarztpraxis bekommen. Auf diese Weise habe ich wieder zwei authentische Begegnungen in der Arbeitswelt und mache mich auf den Weg zu einer „neuen Normalität“.

Karl-Ulrich Gscheidle ist Wirtschafts- und Sozialpfarrer beim Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) in Reutlingen. Der KDA ist ein Fachdienst der Evangelischen Akademie Bad Boll in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

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